Verbraucher bekamen bei Kündigungen ihr Geld nicht zurück
Online-Anzeigen zu binären Optionen hören sich oft gewinnbringend an – zudem sind in der Werbung der Anbieter bekannte Gesichter zu sehen: Carsten Maschmeyer, Boris Becker oder Fußballclubs wie der FC Bologna oder Atletico Madrid. „Binäre Optionen werden als einfache und vielversprechende Geldanlage dargestellt, eine Vielzahl der Anbieter ist aus unserer Sicht jedoch fragwürdig. Oft wird Seriosität mit unlauteren Mitteln vorgegaukelt“, so Beate Weiser, Referentin Geldanlage und Altersvorsorge beim Marktwächter Finanzen in der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Über den Marktwächter Finanzen: Der
Marktwächter Finanzen ist ein Projekt, mit dem der Verbraucherzentrale
Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentralen den Finanzmarkt aus
Perspektive der Verbraucher beobachten. Hierfür werden Beschwerden und
Beratungen von Verbrauchern aus allen 16 deutschen Verbraucherzentralen über
ein Frühwarnnetzwerk systematisch ausgewertet. Zudem werden empirische
Untersuchungen durchgeführt. So können Schwachstellen und Fehlentwicklungen
erkannt, Verbraucher frühzeitig gewarnt und Aufsichts- und Regulierungsbehörden
bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Insgesamt untersuchen fünf
Schwerpunkt-Verbraucherzentralen den Finanzmarkt: Baden-Württemberg (Geldanlage
und Altersvorsorge), Bremen (Immobilienfinanzierung), Hamburg (Versicherungen),
Hessen (Grauer Kapitalmarkt) und Sachsen (Bankdienstleistungen und
Konsumentenkredite). Der Marktwächter Finanzen wird durch das Bundesministerium
der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gefördert. www.marktwaechter.de/finanzen
Stuttgart/Berlin, 25. Januar
2017: Verbraucher beschweren sich zunehmend über Broker von binären Optionen.
Das Team Geldanlage und Altersvorsorge des Marktwächters Finanzen in
Baden-Württemberg nahm deshalb die Branche stichprobenartig unter die Lupe: Die
Geschäftspraktiken sind teils dubios, die Firmen im Ausland nicht greifbar.
Verbraucher erhielten eingezahlte Einlagen und auch ihren Gewinn nicht zurück.
Die Broker bewerben ihre binären Optionen derzeit aggressiv mit vermeintlichen
Erfolgsgeschichten – tatsächlich ist die Geldanlage hochriskant und der
Totalverlust des eingesetzten Kapitals wahrscheinlich.
Online-Anzeigen zu binären Optionen hören sich oft gewinnbringend an – zudem sind in der Werbung der Anbieter bekannte Gesichter zu sehen: Carsten Maschmeyer, Boris Becker oder Fußballclubs wie der FC Bologna oder Atletico Madrid. „Binäre Optionen werden als einfache und vielversprechende Geldanlage dargestellt, eine Vielzahl der Anbieter ist aus unserer Sicht jedoch fragwürdig. Oft wird Seriosität mit unlauteren Mitteln vorgegaukelt“, so Beate Weiser, Referentin Geldanlage und Altersvorsorge beim Marktwächter Finanzen in der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Unlautere
Werbung
Das Marktwächter-Team recherchierte falsche Forenbeiträge
oder Fake-Nachrichtenartikel im Design renommierter Nachrichtenportale.
Verbraucher berichteten auch von unerlaubten Werbeanrufen (Cold-Calls) der
Broker. Zum Teil konnte erst gegen eine obligatorische Geldeinlage von circa
250 Euro ein Tradingkonto eröffnet werden. 24option.de wirbt zum Beispiel mit
einer „Geld-zurück-Garantie für Ihren ersten Trade!“, die jedoch an Bedingungen
geknüpft ist. Zudem sind die schlecht übersetzten Geschäftsbedingungen der
recherchierten Broker oft verwirrend und die Regelungen zur Auszahlung der
Beträge unklar. Verbraucher meldeten den Verbraucherzentralen, dass sie ihr
Geld nicht zurückbekamen, auch wenn sie ihr Konto – ohne je damit zu traden –
wieder kündigten.
Rechtsdurchsetzung
Schwierig
„Weil die Anbieter sehr häufig im Ausland sitzen, können
Verbraucher ihr Recht nur schwer durchsetzen. Die Rückforderung einbezahlter
Einlagen müsste im Zweifelsfall über einen langen Rechtsweg eingeklagt werden.
Viele Broker sind gar nicht greifbar“, so Weiser. Auf den Webseiten fehlen oft
Impressum und Kontaktangaben. Etliche AGB sind in Deutschland nach Auffassung
des Marktwächters rechtswidrig.
Binäre Optionen
hochriskant und in der EU umstritten
Bei binären Optionen handelt es sich um hochriskante
Termingeschäfte, bei denen ein Anleger darauf wettet, dass sich beispielsweise
eine Aktie oder Währung bis zu einem festgelegten Zeitpunkt über oder unter
einen Schwellenwert entwickelt. Im positiven Fall wird dem Anleger zu diesem
Zeitpunkt der Gewinn ausgezahlt. Tritt die Prognose des Anlegers nicht ein,
verliert er sein gesamtes eingesetztes Kapital.
„Binäre Optionen gleichen eher einem Glücksspiel als einer
Geldanlage“, so Weiser. Die Risikohinweise sind zwar auf den meisten der
untersuchten Webseiten zu finden, jedoch nur kleingedruckt in der Fußzeile. Von
Anlegern wurden zudem Nutzungsgebühren verlangt – unabhängig von der
tatsächlichen Nutzung irgendeiner Leistung.
Aufsichtsbehörden
warnen bereits
In Europa gehen bereits einige nationale
Regulierungsbehörden im Finanzmarkt gegen die Anbieter vor. Die europäische
Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA hatte zuletzt im Juli 2016 vor den
Produkten gewarnt. Dieser
Warnung schloss sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(BaFin) an.
Über folgende Broker beschwerten sich Verbraucher: www.anyoption.de (Ouroboros Derivatives
Trading Limited, Zypern), www.24option.com
(Rodeler Ltd., Zypern), www.option888.com
(Capital Force ltd, Samoa). Die zyprische Regierungsorganisation CySec
führt eine eigene Liste mit Warnungen vor Anbietern.
Betroffene Verbraucher finden nahegelegene
Verbraucherzentralen und deren kostengünstiges Beratungsangebot unter www.verbraucherzentrale.de/beratung
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