Pressemeldung Marktwächter Finanzen/Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
Automatische Umschichtungen nachteilig für Verbraucher
Stuttgart/Berlin, 11.
November 2016: Die DWS FlexPension Teilfonds der Serie 2016-2025 werden
liquidiert. Verbraucher, die darin über Lebens- oder Rentenversicherungen
investiert sind, werden derzeit von ihren Versicherern über einen automatischen
Fondswechsel informiert, wenn sie nicht selbst einen Ersatzfonds wählen. Das
Team des Marktwächters Finanzen der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
kritisiert, dass die von den Versicherern vorgeschlagenen Ersatzfonds meist
riskanter und bei den laufenden Kosten teurer sind als die bisherigen Fonds.
Zudem boten die Versicherungsschreiben meist unzureichende Informationen über
die Ersatzfonds: Zum Fondsvergleich fehlten zum Teil Angaben wie Risikoklasse,
Gesamtkostenquote (TER) oder die ISIN-Nummer, welche einen Fonds eindeutig
identifiziert.
Die DWS – eine Fondstochter der Deutschen Bank – schließt mehrere ihrer
Garantiefonds DWS FlexPension der Serie 2016-2025 vorzeitig zum 18. November
2016. Betroffen sind rund eine Million Kunden mit einem verwalteten
Fondsvolumen von rund 2,4 Milliarden Euro, wie DWS gegenüber dem Medium
dasinvestment.com erklärt. Die Fonds wurden von Verbrauchern sowohl direkt bei
der DWS gezeichnet als auch über Fondspolicen von Versicherern. Diese
informierten ihre Kunden mit einem Schreiben über die Schließung und die nötige
Umschichtung ihres Kapitals. Das Marktwächter-Team war durch Beschwerden aus
der Beratungspraxis der Verbraucherzentralen auf das Thema aufmerksam geworden.
Fondsvergleich
ohne Kosten- und Risikoangaben
Die Anschreiben der Versicherer stellen Verbraucher vor die
Wahl: Entweder wählen sie individuell einen neuen Fonds aus einer Fondsliste
aus oder ihre Anteile werden automatisch in einen Ersatzfonds umgeschichtet,
den der Versicherer bestimmt. „Um eine Entscheidung für einen Ersatzfonds
treffen zu können, sind die bereitgestellten Informationen der Versicherer
nicht ausreichend. Zudem warnen wir Verbraucher davor, dem Versicherer blind
bei der Entscheidung für den Ersatzfonds zu vertrauen, wenn er nicht über
Kosten und Risikoklasse des Fonds informiert“, kritisiert Benjamin Wick,
Referent Geldanlage und Altersvorsorge im Marktwächter Finanzen der
Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Vor allem die Fondslisten der WWK Lebensversicherung a.G.
und AachenMünchener Lebensversicherung AG lassen zu wünschen übrig: Die
AachenMünchener gab in der beigelegten Fondsauwahl nicht einmal die ISIN- oder
WKN-Nummer an, mit der ein Fonds zweifelsfrei identifiziert werden kann. Dafür
verwies sie auf ihre Webseite, auf der die angebotenen Fonds jeweils mit
mehrseitigen Info-PDFs verknüpft sind. Diese enthalten zwar Angaben zu Kosten,
größtenteils jedoch nicht zu Risikoklassen und zur Höhe der Rückvergütung, die
für etliche Verträge relevant ist. Die WWK legte keine Fondsliste bei und
verwies direkt auf ihre Webseite. Dort ist die Fondsliste mit ebenfalls
hinterlegten Info-PDFs zum einen nur schwer aufzufinden.
Zum anderen lässt diese Art der Darstellung bei beiden Versicherern
keinen direkten Kosten- oder Risikovergleich der Fonds für Verbraucher zu, da
die Informationen in den PDFs erst zu suchen sind. Dass es auch anders geht,
zeigen die Fondslisten der HDI Lebensversicherung AG und der Stuttgarter
Lebensversicherung a.G.: Sie enthielten alle diese Daten.
Ersatzfonds mit
mehr Risiko und höheren Kosten
Falls Verbraucher nicht binnen einer Frist bis Mitte
November reagieren, werden ihre Anteile automatisch in einen Ersatzfonds
überführt. Jedoch: „Die vorgeschlagenen Ersatzfonds der Versicherer können
erheblich von der bisherigen Anlage der Verbraucher abweichen: Sie sind zum
Teil deutlich teurer und riskanter“, so Wick. Damit besteht die Gefahr, dass
die Risikoklasse automatisch geändert wird, ohne Bedarf und Risikobereitschaft
erneut zu überprüfen. Zum Beispiel sind die von AachenMünchener und WWK
vorgeschlagenen Ersatzfonds der Risikoklasse vier zugeordnet. Bislang variiert
die Risikoklasse zwischen zwei (Serie 2016, Serie 2019 (CH)) und drei (Serie
2017-2025), nur der „Sparplan 2025“ liegt bei vier. Und in vielen vorliegenden
Fällen sind die vorgeschlagenen Fonds deutlich teurer: So kosten bis auf zwei
der 17 von der Schließung betroffenen Fonds derzeit nicht mehr als 0,15 Prozent
pro Jahr. (Vor der Senkung der Verwaltungsgebühren durch die DWS betrugen die
laufenden Kosten dieser Fonds 1,15 Prozent.) Durch die automatische
Umschichtung in den vorgeschlagenen Ersatzfonds würden sich die Kosten jetzt
meist auf 1,15 bis 1,93 Prozent jährlich erhöhen.