München, 15.12. 2017 – Von Air Berlin über Cannabis-Aktien bis zu SolarWorld – das aktuelle Schwarzbuch Börse liefert anschauliche Beiträge und hilfreiche Hintergrundinformationen zu Börsenthemen und Skandalen, die 2017 Schlagzeilen machten. Das Resümee des Jahres 2017 fällt düster aus: „Die ausgewählten Negativ-Beispiele, die zeigen, wie Privatanleger immer wieder übervorteilt werden, sind leider kein Einzelfall“, bringt der SdK Vorstandsvorsitzende Daniel Bauer es auf den Punkt. „Doch die schwarzen Schafe und ihre Historie liefern Anlegern wichtige Erkenntnisse, um zukünftige Investments besser einzuschätzen und Risiken im Vorfeld zu erkennen.“
In der diesjährigen Ausgabe des Schwarzbuches, das im Rahmen der Publikation AnlegerLand erscheint, berichtet die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. unter anderem über den Misserfolg börsennotierter Start-up-Beteiligungsgesellschaften, fragwürdiger Tricks und Geschehnisse rund um die Insolvenz und Restrukturierung einiger Mittelstandsanleihen, einen filmreifen Auftritt zweier streitbarer Großaktionäre, die Kaperung einer traditionsreichen Schifffahrtsgesellschaft durch den Großaktionär und einer prinzipiell erfolgreichen Restrukturierung, die überraschend mit einer Insolvenz endet. Ein origineller Nachruf zeigt die bewegte Börsengeschichte von Air Berlin auf und scheut es nicht, unternehmerische Fehlentscheidungen anzuprangern.
Der Sonnenkönig – Akte eines Dramas
Aufschlussreich ist auch die Einordnung der Berg- und Talfahrt von SolarWorld. Nach dem Börsengang 1999 vervielfachte sich der Kurs des Unternehmens im Bereich Fotovoltaik, stürzte ab und vervielfachte sich erneut. Die anfängliche Erfolgsgeschichte unter der Leitung des ambitionierten Managers Frank Asbeck führte 2013 in eine existenzielle Krise als Subventionen gekürzt und der internationale Wettbewerb parallel zunahm. Die Insolvenz konnte zunächst nur durch Zugeständnisse der Gläubiger und einer „Quasi-Enteignung“ der Aktionäre durch einen Kapitalschnitt um 95 % abgewendet werden. 2014 ging es für SolarWorld nach der Übernahme von Bosch Solar Energy schließlich wieder kurz bergauf, anschließend wurde es ruhig um das ehemalige Vorzeigeunternehmen. Im März 2017 kam die Meldung, eine Konzentration auf hochpreisige Module solle eine nachhaltige Trendwende herbeiführen. Und im Mai 2017 stellte SolarWorld plötzlich mangels positiver Fortführungsprognose und Überschuldung dann doch den Insolvenzantrag. Die Verantwortung für diese Entwicklung trägt laut SdK eindeutig Sonnenkönig Asbeck: „Sein rigoroses Festhalten am ineffizienten Geschäftsbetrieb verursachte maßgeblich den Niedergang von SolarWorld.“, heißt es im Schwarzbuch Börse 2017.
Zerschlissene Modeanleihen
Auch der Abwärtstrend der „Modeanleihen“ setzte sich 2017 fort, nachdem schon 2016 Steilmann (mit Ansagen) und Wöhrl in die Pleite schlitterten. In diesem Jahr musste mit RENÉ LEZARD der sechste Emittent aus der Textilbranche aufgeben. Trotz Forderungsverzicht der Gläubiger um mehr als 40 % platzte letztendlich die Anschlussfinanzierung, weil ein potenzieller Investor absprang. Dasselbe Schicksal ereilte 2017 Strenesse und den Escada-Nachfolger Laurèl, mögliche Investoren suchten kurz vor Torschluss ebenfalls das Weite. Und auch das Münchner Modehaus RENA LANGE fand keine neuen Investoren und musste schließlich Insolvenz anmelden. Besonders der Fall Laurèl steht exemplarisch für viele notleitende Mittelstandsanleihen: Das unfähige Management wird am Ende mit günstigen Beteiligungsprogrammen belohnt und einige Gläubiger sind offenbar „gleicher“ als andere und kommen ebenfalls in den Genuss vorteilhafter Beteiligungen an den restrukturierten Nachfolgegesellschaften.
Schiffbruch mit Ansage
Mit dem Fall der Rickmers Holding AG enttarnt das Schwarzbuch Börse der SdK einen weiteren Kandidaten, der in dieses Muster passt. Dieser Vorgang ist ein Lehrstück über das Zusammenwirken von Reedereien, Banken, Investoren und Gesetzgeber – zum Schaden der Anleihegläubiger. Das Unternehmen fuhr schon seit 2008 hohe operative Verluste ein, die bilanzielle Situation war alles andere als rosig. Doch mithilfe einer raffinierten und kreativen Bilanzumstellung kurz vor der Anleiheemission 2013 konnte die Rickmers Holding AG plötzlich eine solide Eigenkapitalversorgung vorweisen. Das half operativ natürlich nicht über die Schwächen hinweg. Es kam, was kommen musste: Nach einem gescheiterten Restrukturierungsversuch meldete die Gesellschaft Insolvenz an. Und während die Anleihegläubiger Schiffbruch erlitten, konnte der Alleinaktionär Bertram Rickmers bei den zum Verkauf stehenden Firmenteilen günstig zuschlagen.
Die „Reverse“-Insolvenz
Auch im Fall der SKW Stahl-Metallurgie Holding AG konnten die Anleger, in diesem Fall die Aktionäre, nur fassungslos zusehen, wie sie zum Spielball eines aus Sicht der SdK möglicherweise abgekarteten Spiels zwischen Investor und Geschäftsführung wurden. Zuerst sanierte der Vorstand das Unternehmen und machte es wieder profitabel. Noch im Mai 2017 hieß es in einer SKW-Pressemitteilung: „SKW ist operativ nunmehr effizient aufgestellt und daher zuversichtlich, die Chancen auf seinen Kernmärkten nutzen und die Wettbewerbsposition verbessern zu können.“ Nur wenige Monate später, im August, ließ Alleinvorstand Kay Michel dann die Bombe platzen, als er im Rahmen einer finanziellen Restrukturierung die Enteignung der bisherigen Aktionäre verkündete. Als sich aus den Reihen der Anleger Widerstand dagegen regte, flüchtete Michel in die Insolvenz. Der Insolvenzplan sieht, es verwundert kaum, nun die ersatzlose Enteignung (Kapitalschnitt auf null) der Aktionäre vor und über den anschließenden Debt-Equity-Swap lacht sich der Finanzinvestor Speyside Capital sicher noch heute in die Faust, die die Aktionäre voll getroffen hat.
Vorsicht vor Cannabis-Aktien
Das Schwarzbuch Börse zeigt jedoch nicht nur bestehende Trends auf, sondern sensibilisiert Anleger auch für potenzielle zukünftige Kapitalmarktrisiken, die z. B. in den chinesischen Wealth-Management-Produkten erwachsen könnten, oder dubiose Geschäftsmodelle. So sind Wertpapiere, die aufgrund der Legalisierung von Cannabis hohe Gewinne versprechen, mit Vorsicht zu betrachten: „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch in diesem Fall wieder eine Menge Geld in Rauch auflösen wird, dürfte nicht vernachlässigbar sein“, resümiert das Schwarzbuch Börse 2017. Weitere Themen des Schwarzbuchs Börse 2017 sind u. a.:
- die Vor- und Nachteile von Vorzugs- gegenüber Stammaktien
- das wundersame Comeback von Unternehmer Lars Windhorst,
- Zweifel an der Wachstumsstory von ADVA Optical Networking SE
- das unmoralische Enteignungsverfahren bei Pelikan
- das Trauerspiel bei der ALNO AG
- Umsatz- und Gewinnwarnungen bei Phoenix Solar
- Die „Reich-Gruppe“ vor Gericht
- Der Börsengang der THE NAGA GROUP AG
- Der Kursabsturz von trivago
Das Schwarzbuch Börse erscheint als Bestandteil der Sonderausgabe „AnlegerLand 2017“. Es kann kostenpflichtig bei der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. bestellt werden oder für 4,50 Euro an ausgewählten Bahnhofskioskverkaufsstellen in deutschen Großstädten erworben werden.
SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
München, am 15. Dezember 2017
SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
Hackenstr. 7b
80331 München
Fon: +49 / 89 / 2020846-0
Fax: +49 / 89 / 2020846-10
mailto:info@sdk.org
In der diesjährigen Ausgabe des Schwarzbuches, das im Rahmen der Publikation AnlegerLand erscheint, berichtet die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. unter anderem über den Misserfolg börsennotierter Start-up-Beteiligungsgesellschaften, fragwürdiger Tricks und Geschehnisse rund um die Insolvenz und Restrukturierung einiger Mittelstandsanleihen, einen filmreifen Auftritt zweier streitbarer Großaktionäre, die Kaperung einer traditionsreichen Schifffahrtsgesellschaft durch den Großaktionär und einer prinzipiell erfolgreichen Restrukturierung, die überraschend mit einer Insolvenz endet. Ein origineller Nachruf zeigt die bewegte Börsengeschichte von Air Berlin auf und scheut es nicht, unternehmerische Fehlentscheidungen anzuprangern.
Der Sonnenkönig – Akte eines Dramas
Aufschlussreich ist auch die Einordnung der Berg- und Talfahrt von SolarWorld. Nach dem Börsengang 1999 vervielfachte sich der Kurs des Unternehmens im Bereich Fotovoltaik, stürzte ab und vervielfachte sich erneut. Die anfängliche Erfolgsgeschichte unter der Leitung des ambitionierten Managers Frank Asbeck führte 2013 in eine existenzielle Krise als Subventionen gekürzt und der internationale Wettbewerb parallel zunahm. Die Insolvenz konnte zunächst nur durch Zugeständnisse der Gläubiger und einer „Quasi-Enteignung“ der Aktionäre durch einen Kapitalschnitt um 95 % abgewendet werden. 2014 ging es für SolarWorld nach der Übernahme von Bosch Solar Energy schließlich wieder kurz bergauf, anschließend wurde es ruhig um das ehemalige Vorzeigeunternehmen. Im März 2017 kam die Meldung, eine Konzentration auf hochpreisige Module solle eine nachhaltige Trendwende herbeiführen. Und im Mai 2017 stellte SolarWorld plötzlich mangels positiver Fortführungsprognose und Überschuldung dann doch den Insolvenzantrag. Die Verantwortung für diese Entwicklung trägt laut SdK eindeutig Sonnenkönig Asbeck: „Sein rigoroses Festhalten am ineffizienten Geschäftsbetrieb verursachte maßgeblich den Niedergang von SolarWorld.“, heißt es im Schwarzbuch Börse 2017.
Zerschlissene Modeanleihen
Auch der Abwärtstrend der „Modeanleihen“ setzte sich 2017 fort, nachdem schon 2016 Steilmann (mit Ansagen) und Wöhrl in die Pleite schlitterten. In diesem Jahr musste mit RENÉ LEZARD der sechste Emittent aus der Textilbranche aufgeben. Trotz Forderungsverzicht der Gläubiger um mehr als 40 % platzte letztendlich die Anschlussfinanzierung, weil ein potenzieller Investor absprang. Dasselbe Schicksal ereilte 2017 Strenesse und den Escada-Nachfolger Laurèl, mögliche Investoren suchten kurz vor Torschluss ebenfalls das Weite. Und auch das Münchner Modehaus RENA LANGE fand keine neuen Investoren und musste schließlich Insolvenz anmelden. Besonders der Fall Laurèl steht exemplarisch für viele notleitende Mittelstandsanleihen: Das unfähige Management wird am Ende mit günstigen Beteiligungsprogrammen belohnt und einige Gläubiger sind offenbar „gleicher“ als andere und kommen ebenfalls in den Genuss vorteilhafter Beteiligungen an den restrukturierten Nachfolgegesellschaften.
Schiffbruch mit Ansage
Mit dem Fall der Rickmers Holding AG enttarnt das Schwarzbuch Börse der SdK einen weiteren Kandidaten, der in dieses Muster passt. Dieser Vorgang ist ein Lehrstück über das Zusammenwirken von Reedereien, Banken, Investoren und Gesetzgeber – zum Schaden der Anleihegläubiger. Das Unternehmen fuhr schon seit 2008 hohe operative Verluste ein, die bilanzielle Situation war alles andere als rosig. Doch mithilfe einer raffinierten und kreativen Bilanzumstellung kurz vor der Anleiheemission 2013 konnte die Rickmers Holding AG plötzlich eine solide Eigenkapitalversorgung vorweisen. Das half operativ natürlich nicht über die Schwächen hinweg. Es kam, was kommen musste: Nach einem gescheiterten Restrukturierungsversuch meldete die Gesellschaft Insolvenz an. Und während die Anleihegläubiger Schiffbruch erlitten, konnte der Alleinaktionär Bertram Rickmers bei den zum Verkauf stehenden Firmenteilen günstig zuschlagen.
Die „Reverse“-Insolvenz
Auch im Fall der SKW Stahl-Metallurgie Holding AG konnten die Anleger, in diesem Fall die Aktionäre, nur fassungslos zusehen, wie sie zum Spielball eines aus Sicht der SdK möglicherweise abgekarteten Spiels zwischen Investor und Geschäftsführung wurden. Zuerst sanierte der Vorstand das Unternehmen und machte es wieder profitabel. Noch im Mai 2017 hieß es in einer SKW-Pressemitteilung: „SKW ist operativ nunmehr effizient aufgestellt und daher zuversichtlich, die Chancen auf seinen Kernmärkten nutzen und die Wettbewerbsposition verbessern zu können.“ Nur wenige Monate später, im August, ließ Alleinvorstand Kay Michel dann die Bombe platzen, als er im Rahmen einer finanziellen Restrukturierung die Enteignung der bisherigen Aktionäre verkündete. Als sich aus den Reihen der Anleger Widerstand dagegen regte, flüchtete Michel in die Insolvenz. Der Insolvenzplan sieht, es verwundert kaum, nun die ersatzlose Enteignung (Kapitalschnitt auf null) der Aktionäre vor und über den anschließenden Debt-Equity-Swap lacht sich der Finanzinvestor Speyside Capital sicher noch heute in die Faust, die die Aktionäre voll getroffen hat.
Vorsicht vor Cannabis-Aktien
Das Schwarzbuch Börse zeigt jedoch nicht nur bestehende Trends auf, sondern sensibilisiert Anleger auch für potenzielle zukünftige Kapitalmarktrisiken, die z. B. in den chinesischen Wealth-Management-Produkten erwachsen könnten, oder dubiose Geschäftsmodelle. So sind Wertpapiere, die aufgrund der Legalisierung von Cannabis hohe Gewinne versprechen, mit Vorsicht zu betrachten: „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch in diesem Fall wieder eine Menge Geld in Rauch auflösen wird, dürfte nicht vernachlässigbar sein“, resümiert das Schwarzbuch Börse 2017. Weitere Themen des Schwarzbuchs Börse 2017 sind u. a.:
- die Vor- und Nachteile von Vorzugs- gegenüber Stammaktien
- das wundersame Comeback von Unternehmer Lars Windhorst,
- Zweifel an der Wachstumsstory von ADVA Optical Networking SE
- das unmoralische Enteignungsverfahren bei Pelikan
- das Trauerspiel bei der ALNO AG
- Umsatz- und Gewinnwarnungen bei Phoenix Solar
- Die „Reich-Gruppe“ vor Gericht
- Der Börsengang der THE NAGA GROUP AG
- Der Kursabsturz von trivago
Das Schwarzbuch Börse erscheint als Bestandteil der Sonderausgabe „AnlegerLand 2017“. Es kann kostenpflichtig bei der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. bestellt werden oder für 4,50 Euro an ausgewählten Bahnhofskioskverkaufsstellen in deutschen Großstädten erworben werden.
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