Montag, 14. März 2011

SdK - Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.: Schwarzbuch Börse 2010 erschienen

Das Schwarzbuch Börse 2010 befasst sich mit den Skandalen, Missständen und Pleiten rund um das Börsengeschehen im Jahr 2010. Es benennt negative Einzelfälle und Gesamtentwicklungen am Kapitalmarkt aus Sicht des Anlegers. Einige Aspekte davon sind hier vorab zusammengefasst angerissen.

An sich ein gutes Börsenjahr

Es war ein gutes Börsenjahr, das Jahr 2010, schon das zweite nach 2009. Ein Plus von 24 % legte der DAX 2009 hin und 2010 sattelte er noch mal 16 % oben drauf. Der MDAX konnte 2010 mit einem Plus von 35 % überzeugen, der SDAX gar mit 46 %.

Also alles bestens? Die Gewinne der Einen sind die Verluste der Anderen. Und diese "Anderen" wenden sich unterjährig zahlreich an uns. Und mit Blick auf Einzeltitel relativiert sich das gute Ergebnis, z.B. Deutsche Bank -13,3 %, Eon -21,5 %, RWE -26,6 %, von den Solarwerten ganz zu schweigen. Eine negative Aktienkursentwicklung ist aber noch lange kein Grund für die Aufnahme ins Schwarzbuch Börse. Grobe Fehler im Management, räuberische Großaktionäre und andere Skurrilitäten sind der Stoff, aus dem das Schwarzbuch gemacht ist. Und mit diesen schlechten Beispielen wollen wir dem Anleger Jahr für Jahr helfen, gute und schlechte Unternehmen künftig zu unterscheiden.

Falscher Fokus von Gesetzgebung und Rechtsprechung

Manchmal wird in der Öffentlichkeit der Eindruck geäußert, im Zuge der Finanzkrise habe der Gesetzgeber ein derart hohes Maß an Anlegerschutz
installiert, dass man schon von einer Überregulierung sprechen könne. Die
pralle Lebenswirklichkeit der über vierzig aufgeführten Fälle von krasser
Anlegerschädigung beweist das Gegenteil. Eigenmächtige Großaktionäre und verfeindete Familienstämme schalten und walten, wie sie wollen. Der
Gesetzgeber ist zwar eifrig bemüht, dem Anleger zu helfen, bevor er seine
Anlageentscheidung trifft, indem er zum Beispiel auf eine bessere Qualität
der Berater dringt. Dieser Ansatz ist freilich zum Scheitern verurteilt,
solange man das Grundübel der provisionsgetriebenen, also von den
finanziellen Interessen des "Beraters" und nicht des Kunden gesteuerten
Beratung beibehält. Hier nachbessern zu wollen, gleicht bildlich gesprochen
dem Versuch, einen absichtlich Hinkenden zur Eile zu mahnen. Dementsprechend ist die Anlageberatung im letzten Jahr wohl auch um keinen Deut besser geworden. Wer schon investiert ist und geschädigt wird, kann dann noch weniger auf den Gesetzgeber hoffen. Hier ist der Rechtsschutz in den letzten Jahren eher abgebaut worden und die Rechtsprechung tut oft genug das Ihrige - wie im Schwarzbuch im Einzelnen belegt wird - um in die falsche Richtung zu arbeiten.

Neue Felder

Das Schwarzbuch belegt auch, dass die SdK sich nach Kräften bemüht, ihren Mitgliedern vor dem ganzen Spektrum der Schädigungstechniken Schutz zu bieten. Neben dem klassischen Fall des räuberischen Großaktionärs und des unfähigen Managements tauchen auch atypische Konstellationen auf, etwa wenn im Fall Deikon eine Sanierung ausschließlich auf dem Rücken von Anleihegläubigern ausgetragen werden soll oder wenn im Fall der Inhaber von Anleihen und Genussscheinen der Eurohypo AG die SdK für ihre Mitglieder ein kostengünstiges Klagemodell organisiert hat.

Weitere Themen

Wir lassen die europäische Schuldenkrise noch einmal Revue passieren. Wir befassen uns mit der Krise der offenen Immobilienfonds, den Risiken
geschlossener Fonds ebenso wie mit der Krise der Solarindustrie. Der IVA
(Interessenverband für Anleger), das Pendant zur SdK in Österreich, gibt einen Überblick über Vorfälle auf dem österreichischen Kapitalmarkt. Eine kurze Zusammenfassung größerer und kleinerer Missgeschicke am Kapitalmarkt rundet das diesjährige "Schwarzbuch Börse" ab.

In eigener Sache

Der Eine oder Andere wird mit Blick auf die Presseberichterstattung über Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Herbst 2010 gegen die SdK gespannt auf das Schwarzbuch blicken. Doch weder gegen die SdK noch deren Organe gab und gibt es Ermittlungen auf Grund neuer Sachverhalte. Vielmehr beziehen sich die Ermittlungen unverändert auf Vorgänge des Jahres 2008, zu denen wir uns bereits im Schwarzbuch 2009 geäußert haben. Dennoch greifen wir diesen Vorgang im vorliegenden Schwarzbuch auf. Im Rückblick stimmt dabei nachdenklich, dass die Berichterstattung über die SdK bzw. ihre Vertreter teilweise mit objektivem Journalismus nichts mehr zu tun hatte. Man musste den Eindruck gewinnen, dass es vielfach nur darum ging, ohne Rücksicht auf die Faktenlage eine schmissige "Story" hinzubiegen. Das eigentliche Ziel der Ermittlungen, nämlich zu prüfen ob Börsenjournalisten gegen Zahlung von "Schmiergeldern" planmäßig Kurse "hochgeschrieben" haben erwähnten die wenigsten. Die SdK selbst hatte damit nichts zu tun; sie hat außerdem diese Phase gut überstanden, wie unter anderem die deutlich steigenden Mitgliederzahlen belegen.

Erfreuliche Entwicklung

2010 hat sich ein erfreulicher Trend der letzten Jahre fortgesetzt. Nämlich, dass Aktiengesellschaften mit großer Marktkapitalisierung immer seltener im Schwarzbuch erscheinen. Der "Markt" sorgt hier offenbar doch für gute Unternehmensführung oder "Good Corporate Governance" wie man neudeutsch sagt. Möglicherweise gibt es noch eine andere Ursache: Große Unternehmen schätzen zutreffend ein, dass sie bei Fehlverhalten im "Schwarzbuch Börse" der SdK breite Erwähnung finden würden und sind deswegen besonders vorsichtig.

Das Schwarzbuch ist für 10 Euro (inkl. Porto und Versand) gegen Vorkasse
bei der SdK per Post zu beziehen

oder

online für 8 Euro unter http://www.sdk.org/schwarzbuchboerse.php.

Sämtliche Themen und die im Schwarzbuch Börse erwähnten Firmen sowie ein
Formular für die postalische Bestellung finden Sie unter
http://www.sdk.org/show_attachment.php?anlageID=1550.

München, 14. März 2011

Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.

Pressekontakt: Lars Labryga, labryga@sdk.org, Tel.: 089 - 20 20 846 28

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